Die Schweiz leidet unter einem grossen Fachkräftemangel. Das hat vielfältige Ursachen: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ungenügend, die Bildungs- und Weiterbildungsangebote sind nicht mehr überall zeitgemäss und nicht selten wird das Zweiteinkommen einer Familie von den Steuern gleich wieder weggefressen. Ohne geeignete Massnahmen wird sich dieses Problem in Zukunft noch verstärken. Es ist höchste Zeit, dass wir uns auf den Arbeitsmarkt der Zukunft ausrichten. Dies bedingt gezielte Reformen beim Steuersystem, bei Bildung und Forschung und für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Neue Arbeitsmodelle und Plattformdienste müssen ermöglicht statt verhindert werden. Damit können wir die vielfältigen Potentiale der Menschen in unserem Land viel besser nutzen.
Unsere Gesellschaft hat noch so viel Potential: Nutzen wir es.
Erfolgsprojekt 1: Individualbesteuerung und Weiterbildung für mehr Fachkräfte
Die gemeinsame Besteuerung von Ehepaaren führt zu einer sehr hohen Steuerbelastung des Zweiteinkommens. Dadurch lohnt sich Erwerbstätigkeit oft kaum mehr oder sie wird sogar finanziell bestraft. Durch so schlechte Erwerbsanreize wird der Fachkräftemangel verstärkt und wichtige Steuereinnahmen gehen verloren. Eine rasche Korrektur dieser absurden Situation ist im Sinne von Gesellschaft, Wirtschaft und Staat. Dazu müssen wir die Rahmenbedingungen für die Aus- und Weiterbildung für den Arbeitsmarkt von morgen schaffen (bspw. in den Bereichen Digitalisierung, Klima, Care-Arbeit usw.). Berufliche Wechsel und Umschulungen zwischen den Branchen müssen einfacher werden.
- Wir fordern die Einführungen der Individualbesteuerung, um die Steuerbelastung des Zweiteinkommens zu senken. Die Erwerbstätigkeit beider Ehepartner/-innen zahlt sich dadurch viel besser aus. Studien zeigen, dass dadurch das Potential von bis zu 50’000 gut qualifizierten Vollzeitstellen freigesetzt wird. Insbesondere für gut ausgebildete Frauen, die ihren bezahlten Erwerb reduziert haben, werden so die Voraussetzungen für eine stärkere Teilnahme am Berufsleben geschaffen.
- Die Arbeitswelt und die Anforderungen an Arbeitskräfte verändern sich rasant. Die Berufsbildung muss stärker auf lebenslanges Lernen und den digitalen Wandel ausgerichtet werden. Bundesgelder sollen konsequent an diese Kriterien gebunden werden. Die Gleichwertigkeit und die Durchlässigkeit von beruflicher und akademischer Bildung ist zu verbessern und die Berufswahlvorbereitung an der Verbindungsstelle zwischen obligatorischer Schule und Sekundarstufe II zu optimieren.
- Wir stärken die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten durch die Einführung einer Säule 3w. Damit soll die Weiterbildung analog zur Altersvorsorge in der Säule 3a unterstützt werden.
- Die vereinfachte Anerkennung und Anrechnung bestehender Kompetenzen beim Erwerb von neuen/zusätzlichen Zertifikaten muss gestärkt werden, bspw. mit einer «Teilzeit-Zweitlehre».
Erfolgsprojekt 2: Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Schweiz ist immer noch ungenügend. Ein Elternurlaub fehlt und das Angebot an Tagesschul-Strukturen ist vielerorts mangelhaft. Dazu kommt, dass die hohen Kosten für Kindertagesstätten und die zusätzliche Steuerbelastung oft dazu führen, dass sich die Erwerbstätigkeit beider Elternteile kaum auszahlt. Wenn Eltern ihre berufliche Tätigkeit aufgeben oder stark reduzieren, bleibt ein grosses wirtschaftliches Potential an Fachkräften in der Schweiz ungenutzt. Die bestmögliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit und eine wirtschaftliche Notwendigkeit.
- Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss für alle Eltern einfach umsetzbar sein. Dafür braucht es ein Angebot an Kindertagesstätten und Tagesschulen, welches den tatsächlichen Bedarf abdeckt.
- Erwerbsarbeit muss sich finanziell lohnen. Erwerbstätige Eltern sollen Gutscheine für professionelle Kinderbetreuung erhalten, welche bei einer Betreuungseinrichtung ihrer Wahl eingelöst werden können. Diese Art der Finanzierung erhöht die Wahlfreiheit und den Wettbewerb, wodurch Qualität und Vielfalt gestärkt werden.
- Wir verlangen eine Elternzeit von 14 Wochen für beide Elternteile bei beidseitiger Erwerbstätigkeit. Diese Reform wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern und zur Chancengleichheit der verschiedenen Familienmodelle beitragen.
Erfolgsprojekt 3: Faire Altersvorsorge auch für Junge und Teilzeitangestellte
Das Drei-Säulen-System der schweizerischen Altersvorsorge ist ein Erfolgsmodell. Damit es mit den Veränderungen der Arbeitswelt und der Demografie Schritt halten kann, müssen wir es für die Zukunft fit machen. Parallel zur Reform der AHV muss auch die zweite Säule reformiert werden. Insbesondere muss die Benachteiligung von Jungen und Teilzeitangestellten ein Ende haben.
- Aufgrund der demografischen Entwicklung muss das Referenzrentenalter angepasst werden, in einem ersten Schritt auf 65 Jahre für alle. Zwingend ist auch eine stärkere Flexibilisierung. Eine Erwerbstätigkeit über das Referenzrentenalter hinaus muss sich finanziell lohnen.
- In der beruflichen Vorsorge muss die Umverteilung zu Lasten der Jungen endlich ein Ende haben. Der Mindestumwandlungssatz soll deshalb künftig nach versicherungsmathematischen Grundsätzen erfolgen und nicht mehr politisch festgelegt werden.
- Der Koordinationsabzug und die Eintrittsschwelle bei der beruflichen Vorsorge bestrafen Teilzeitarbeitende und Personen mit mehreren Arbeitsverhältnissen. Das führt gerade bei vielen Frauen zu einer ungenügenden Vorsorgesituation. Die einzig faire Lösung ist die vollständige Abschaffung des Koordinationsabzuges und eine deutliche Senkung der Eintrittsschwelle.
Erfolgsprojekt 4: Stärkung des Forschungs- und Innovationsstandortes Schweiz
Die Schweiz ist eines der innovativsten Länder der Welt, auch dank der hervorragenden Forschungseinrichtungen. Wir wollen unsere Position als führender Forschungsstandort weiter verbessern.
- Wir fordern eine Erweiterung der ETH-Standorte mit dem Aufbau einer ETH-Abteilung im Tessin als ideale Ergänzung zu den Standorten Zürich und Lausanne. Der Fokus soll dabei auf nachhaltigen Zukunftstechnologien liegen, wie zum Beispiel alternativen Proteinen, künstliche Intelligenz, Additive Manufacturing, 3D-Printing oder Bio-Werkstoffe.
- Die Teilnahme am europäischen Forschungsrahmenprogramm «Horizon Europe» ist zentral und muss von der Politik mit einer hohen Priorität sichergestellt werden.
- Wir unterstützen eine Stärkung von Innosuisse im Rahmen der BFI-Botschaft.
- Wir engagieren uns für die Schaffung von Innovationsparks. Als ideale Schnittstelle zwischen Forschung, Start-Ups und etablierten Unternehmen. Die Rolle des Staates soll sich dabei auf Planung und Infrastruktur beschränken. Es sollen keine Betriebsbeiträge gesprochen werden.
Erfolgsprojekt 5: Chancengleichheit schaffen und Talente fördern
Chancengleichheit und die Förderung von Talenten sind ein Gebot der Fairness. Und sie sind zentral für den wirtschaftlichen Erfolg der Schweiz. Insbesondere der Digitalisierung muss schon in der Schulbildung besser Rechnung getragen werden. Für die Kohäsion der Schweiz ist es zudem wichtig, dass Schülerinnen und Schüler auch Erfahrungen in anderen Sprachregionen des Landes sammeln können.
- Wir unterstützen einen gezielten Ausbau der Förderung von Schülerinnen und Schülern aus sozial benachteiligten Familien, bspw. in der frühkindlichen Förderung.
- Die öffentlichen Schulen müssen ihre digitalen Kompetenzen auf allen Stufen umgehend verbessern. Dies bezieht sich gleichermassen auf die Lehrpersonen und die Schülerinnen und Schüler und erfordert einen ausreichenden Ausrüstungsstandard der Schulen und Klassen.
- Die internationale Vernetzung nimmt zu. Damit einher gehen höhere Anforderungen an die Sprachkenntnisse und die kulturellen Kompetenzen. Um diesem Bedürfnis gerecht zu werden, sollen spätestens ab der Sekundarschule Austauschsemester innerhalb aller Sprachregionen der Schweiz und für Berufsschulen und Gymnasien innerhalb von Europa gestärkt werden (z.B. durch Erasmus+, wo sich die Schweiz ab 2021 wieder voll assoziieren soll).
- Die öffentliche Hand soll in Zusammenarbeit mit den Lehrbetrieben den Austausch von Lernenden innerhalb der Schweiz unterstützen und vereinfachen.
- Verbesserung der «Digital Literacy» in der gesamten Bevölkerung. Sämtliche Gesellschaftsgruppen, auch ältere Generationen, müssen ihre Digitalkompetenzen verbessern können.