Dienstag, 24. Mai 2022

Programm Stärkung Pflege: Ein wichtiger Schritt mit noch vielen Fragezeichen

Heute hat das Gesundheits- und Umweltdepartement wie vorangekündigt ein umfassendes Programm zur Stärkung der Pflegeberufe lanciert. Die GLP begrüsst diese raschen Entscheide, denn die gegenwärtige Situation in der Pflege erfordert eine zeitnahe Umsetzung von wirksamen Massnahmen. In der Einschätzung der Grünliberalen weisen einige Programmpunkte allerdings noch Fragezeichen auf und bedürfen weiterer Konkretisierung. 

Die GLP begrüsst den Vorschlag betreffend einer langfristig verbesserten Entlöhnung. Diese Massnahme erscheint den Grünliberalen zielgerichteter als Einmalzuschläge oder immer wieder ein Coronabonus, wie sie im Rahmen der städtischen Budgetdebatte diskutiert wurden. Sollten die vorgesehenen Lohnerhöhungen dazu führen, dass sich Personal einfacher rekrutieren lässt oder die Verweildauer des Pflegepersonals im Beruf erhöht werden kann, wäre ein wichtiges und grosses Ziel im Kampf gegen den Fachkräftemangel erreicht. Unklar bleibt, wie sich die mit dieser Massnahme verbundenen Kosten auf die Einrichtungen, und somit auch auf ihre Zukunft auf der Spitalliste, auswirken, und ob respektive wie sich die Summe wieder einsparen lässt. Sollte der Spardruck auf die Institutionen dadurch noch grösser werden – indem beispielsweise keine neuen Pflegefachpersonen mehr eingestellt werden können – könnte die Massnahme allerdings auch kontraproduktiv sein.

 

Weiter begrüsst die GLP die Stossrichtung, familienfreundliche Arbeits- und Teilzeitmodelle weiter zu fördern. «Darin sehen wir eine grosse Chance um Beruf und Privatleben besser vereinbaren zu können, gerade in Berufen mit Schichtarbeit» sagt Co-Präsident Nicolas Cavalli.

 

Will man alle Forderungen der vom Stimmvolk angenommenen Pflegeinitiative berücksichtigen, müssen auch konkrete Resultate betreffend der Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen erzielt werden. «Wir fordern die Leitung des Stadtspitals und der Gesundheitszentren auf, die hierfür angedachten Punkte, wie die Schaffung von Pflegepools, die systematische Überprüfung der Aufgabenverteilung sowie den Personalschlüssel weiter zu konkretisieren. Die Umsetzung dieser Punkte im Programm Stärkung Pflege bleibt sehr schwammig», sagt Gemeinderätin und Mitglied SK GUD Martina Novak. Dennoch zeigt sich die GLP erstaunt, dass nun doch ein Stellenpool geschaffen werden soll, nachdem der Stadtrat mehrfach beteuert hat, so einer wäre finanziell und grössenmässig unpraktikabel. Wieso der Stadtrat nun hier eine Kehrtwende macht, vermochte er nicht zu erklären.

 

Vermissen lässt sich auch eine Strategie betreffend Ausbildungen. Die Wichtigkeit dieses Bereichs wurde auch seitens Stadtrat immer wieder betont. Dass hierzu im Programm erst wenig Anhaltspunkte vorhanden sind, bedauert die GLP.