Mittwoch, 17. Januar 2024

Der Solarausbau in Zürich hat zwar Fahrt aufgenommen, ein Schnellzug ist es aber noch lange nicht

Medienmitteilung der Gemeinderatsfraktion zum Photovoltaik-Zubau

Der Solarausbau in Zürich hat zwar Fahrt aufgenommen, ein Schnellzug ist es aber noch lange nicht und von der geforderten Vision, Zürich zur Solarstadt zu machen, ist wenig zu spüren

 

Heute wurde im Gemeinderat das Geschäft des beschleunigten Solarausbaus in der Stadt Zürich abgeschlossen. Die im Jahr 2021 vom Stadtrat beschlossene PV-Strategie geht zwar in die richtige Richtung und setzt die naheliegendsten Massnahmen um. Dabei sollen ab 2030 jährlich 120 GWh Solarstrom in Zürich produziert werden. Dieser Wert liegt deutlich hinter unseren Zielen, weshalb wir bereits die Strategie 2021 ablehnend zur Kenntnis nehmen mussten, und eine Nachbesserung verlangten (GR Nr. 2021/357). Anstelle von Nachbesserungen legt uns der Stadtrat nun eine Begründung vor, warum an ihre Version der PV-Strategie nichts angepasst werden kann, immerhin mit dem Hinweis, dass ab dem Jahr 2040 der Wert von 300 GWh erreicht werden könne.

 

Dieses defensive Anstreben zeigte sich nicht zuletzt in den Steuerungsgrössen des Globalbudgets. Stand heute ist es völlig unbestritten, dass wir jährlich 5’000 kWp zubauen können, doch auch dort stand der Stadtrat zuerst mit seinen 1'700 kWp auf der Bremse.

 

Auf dem 120 GWh-Entwicklungspfad

Die jährlich ausgewiesenen Werte zeigen, dass wir uns zurzeit auf dem 120 GWh-Entwicklungspfad befinden. Diese Entwicklung wollen wir nicht herunterspielen, sie war vor einigen Jahren noch undenkbar. Aber sie zeigt auch auf, dass deutlich mehr möglich wäre, wenn die Stadt nicht nur die naheliegenden Massnahmen umsetzt, sondern auch eine glaubhafte Vision entfacht, die Stadt Zürich tatsächlich zur Solarstadt zu macht.

 

Das gesamte technisch-ökonomische PV-Potential der Stadt Zürich beträgt laut einer vom Stadtrat in Auftrag gegebenen Studie sogar knapp 500 GWh, dabei sind schon reichlich Abzügen eingerechnet worden für Denkmalschutz, ungenügende Statik, Dach-Aufbauten, Konkurrenznutzung, Dachbegrünung und Verschattung.

 

Damit private Immobilienbesitzer im Zusammenhang merken, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, auf PV zu setzen, bräuchte es eine Erhöhung der Einspeisevergütung und einen garantierten Mindestbetrag. Dass mittlerweile dank einer zusätzlichen Vergütung des Herkunftsnachweises der Betrag um weitere 5 Rp. auf 13 Rp. pro kWh gestiegen ist, ist ein positives Signal. Jedoch zögern weiterhin viele private Eigentümer, da diese Beträge nicht garantiert sind. Sie installieren nur gerade soviele Solarpanels, wie sie für den Eigenkonsum benötigen oder investieren Unsummen in zu grosse Batterien.

 

Mehr Mut bei PV auf Stadt-Gebäuden und Pionierprojekten

Beim Bau von PV-Anlagen auf stadteigenen Gebäuden will der Stadtrat auch Anlagen umsetzen, deren Kosten 10% der Wirtschaftlichkeitsgrenze überschreiten. Da solche Wirtschaftlichkeitsrechnungen zurecht mit konservativen Annahmen gemacht werden, liesse sich dieser Wert gut auch auf 20% oder 30% ausdehnen, ohne dass deutliche Mehrkosten anfallen.

Auch bei Pionierprojekten wäre mehr Mut erforderlich und könnte sich positiv auf die PV-Investitionen bei Privaten auswirken. Beispielsweise wäre ein Schub bei den 10 angekündigten Fassaden-Anlagen ein solches Signal. Dass die Bestrebungen auf Bundes- und Kantonsebene zur Solarbeschleunigung nicht im Bericht berücksichtigt wurde, sondern von der Gültigkeit der jetzigen Bestimmungen bis 2030 ausgegangen wird, ist wenig inspirierend und zeugt von fehlendem Weitblick.

 

Die vorberatende Kommission SK TED/DIB hat diesen zweiten Bericht sehr ausgiebig beraten und auch externe Fachpersonen zu Wort kommen lassen. Dabei hat sich das Bild bestätigt, dass wir nun alles tun müssen, um den PV-Ausbau in Zürich zu beschleunigen. Natürlich kann man den einfachen Weg gehen, und das Ziel immer nur gerade so hoch setzen, dass es gut erreichbar bleibt. Das ist aber nicht die Politik, die wir bei diesem wichtigen Anliegen verfolgen wollen und die wir eigentlich weder vom DIB noch vom EWZ erwarten würden.

 

Die Grünliberalen lehnen deshalb auch den zweiten PV-Bericht ab und werden fortan im EWZ-Geschäftsbericht die Zahl der Zürcher PV-Produktion noch genauer beobachten. Sollte er sich tatsächlich nur im 120 GWh-Entwicklungspfad bis 2030 bewegen, werden wir in den nächsten Jahren unsere Forderungen wiederholen, damit Zürich doch noch zur Solarstadt wird.